Sea Life Berlin: Großaquarium Aquadom geplatzt – Alle 1500 Fische tot – „Ein regelrechter Tsunami“

EIm großen Aquarium des Sea Life Hotels in unmittelbarer Nähe des Berliner Doms wurden zwei Menschen verletzt und ins Krankenhaus transportiert. Laut Polizei ist der freistehende Aquadom, ein 16 Meter hoher Acrylglasbehälter mit 1.500 Fischen, geborsten. Die meisten Fische seien tot und müssten mit den Überresten entsorgt werden, sagte ein Feuerwehrsprecher. Bauingenieure und das Technische Hilfswerk (THW) würden nun prüfen, ob das Hotelgebäude geschlossen bleiben soll. Danach konnten die ersten Reinigungsarbeiten beginnen. Laut Polizei gab es im Zusammenhang mit dem spektakulären Fall zunächst “keine Hinweise auf eine Straftat”.

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Wie die Berliner Feuerwehr mitteilte, begann sie mit der Bergung von Fischen, die sich in anderen Gefäßen im Keller des betroffenen Gebäudes befinden. Sie würden in die Sealife Underwater World nebenan gebracht, sagte Feuerwehrsprecher James Klein am frühen Freitagnachmittag. “Sie haben die Kapazität”, sagte er. Dies wurde zwischenzeitlich festgestellt. „Wir sind sehr froh, dass wir keinen Müllwagen fahren müssen“, sagte Klein.

Blick auf den zerstörten Fahrstuhl

Blick auf den zerstörten Fahrstuhl

Quelle: dpa/Iva Yudinski

Die Gesellschaft, der das zerstörte Großaquarium Aquadom in Berlin gehört, äußerte sich bestürzt über den Unfall. Die Ursache für den Bruch des riesigen Wasserzylinders sei noch “völlig unklar”, sagte Union Investment-Sprecher Fabian Hellbusch am Freitag. “Wir versuchen derzeit, uns in Abstimmung mit Polizei und Feuerwehr vor Ort ein genaueres Bild von der Lage und den entstandenen Schäden zu machen.” Man muss auch vom „Glück des Absturzes“ sprechen, wenn man bedenkt, was hätte passieren können.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) besuchte am Freitag die Absturzstelle. “Es ist ein wahrer Tsunami, der über das Hotelgelände und benachbarte Restaurants schwappte.” Es gab viel Schaden. Nun muss untersucht werden, wie es dazu kommen konnte.

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Bauingenieure müssten nun die Sicherheit von Gebäuden prüfen. Viel Wasser floss in die Kanalisation, aber auch in den Keller und benachbarte Gebäude – etwa das DDR-Museum. Giffey rechnete mit “großen Abrissarbeiten”.

„Wie ein Kriegsgebiet“

Karin Wicki und Sandra Hoffmann, Hotelgäste aus der Schweiz, beschreiben: „Alles drinnen war zerstört. Es gibt tote Fische. Alle Möbel wurden zerstört. Die Gläser wurden zerstört. Überall Trümmer.“ Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser, die im Hotel übernachtete, sagte, sie sei im Tiefschlaf aufgewacht und habe zunächst an etwas wie ein Erdbeben gedacht. Es sei aber nur ein kurzer Knall und „ein kurzes Beben des Gebäudes“ zu hören gewesen. Deshalb ist sie wieder eingeschlafen. Dann erfuhr sie aus den Medien, was im Hotel passiert war. Polizei und Feuerwehr informierten daraufhin die Gäste.

„Ich habe versucht, die Rezeption zu kontaktieren, aber sie waren nicht mehr da“

Die FDP-Abgeordnete Sandra Weeser übernachtete in einem Hotel, das Teil des Aquadome ist. Sie beschreibt die Minuten nach der Explosion, bis drei Feuerwehrleute mit einem Hauptschlüssel ihr Zimmer betraten: “Wo das Aquarium war, waren nur noch Möbel, Trümmer und tote Fische.”

Das Hotel sehe “ein bisschen wie ein Kriegsgebiet aus”, sagte Weeser. „Es ist ein Bild der Zerstörung mit vielen toten Fischen und Trümmern.“ Sie haben viele tote Fische gesehen. “Diejenigen, die hätten gerettet werden können, erfroren.”

Manfred Rank, Geschäftsführer des Dachverbandes des Deutschen Aquarienverbandes WELT, sagt zu den Überlebenschancen des Fisches: „Aber man fragt sich, warum er kaputt gegangen ist. Es ist gerade wieder geöffnet“, sagte Rank gegenüber WELT. Das ist sehr ungewöhnlich. In einem Aquarium dieser Größe ist die Schwachstelle normalerweise Silikon, nicht Glas.

Hinweise auf technische Mängel

Die Polizei war am Freitagmorgen mit 100 Einsatzkräften im Hotel DomAquarée. Ein Feuerwehrsprecher sagte gegenüber WELT, die Feuerwehr sei um 5.43 Uhr alarmiert worden. Das Aquarium sei “komplett zerstört” worden und das Wasser sei “unkontrolliert” in alle Bereiche eingedrungen. Auch eine Feuerwehr mit 100 Einsatzkräften war im Einsatz.

Ein Feuerwehrmann sagte gegenüber WELT: „Wir können froh sein, dass das Aquarium später am Morgen nicht geplatzt ist. Dann würde es sehr wahrscheinlich Todesfälle geben.“

Nach Angaben der Polizei gibt es keine Hinweise auf einen Angriff.

„Die Ermittlungen zur Ursache sind natürlich noch nicht abgeschlossen, aber erste Anzeichen deuten auf Materialermüdung hin“, sagte die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Jetzt geht es darum, den Schaden aufzunehmen und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Gebäude und Verkehrswege sollten überprüft werden.

Trümmer in der Karl-Liebknecht-Straße

Trümmer in der Karl-Liebknecht-Straße

Quelle: Christoph Söder/dpa

Feuerwehr und Polizei wurden am frühen Morgen gerufen

Feuerwehr und Polizei wurden am frühen Morgen gerufen

Quelle: Morris Pudwell

Die Feuerwehr ist mit 100 Einsatzkräften vor Ort

Die Feuerwehr ist mit 100 Einsatzkräften vor Ort

Quelle: Morris Pudwell

Nach Angaben der Feuerwehr wurde der riesige Container mit einem Schlag zerstört. „Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt es plötzlich“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. “Es ist nicht ein kleiner Riss, aus dem Wasser tropft, sondern der ganze Tank, der auf einmal platzt.”

Die Feuerwehr sagt, dass ein großer Teil des Wassers durch die Tür im Erdgeschoss auf die Straße und in die dortigen Schluchten floss. In den Kellern wurde nicht viel Wasser gefunden. Im zerstörten Erdgeschoss werden Menschen mit Rettungshunden gesucht.

Aquadom wurde erst vor zwei Jahren grundlegend modernisiert

Wegen schwerer Schäden mussten auch die Gäste des nahe gelegenen Hotels das Gebäude verlassen, sagte der Sprecher der Feuerwehr. Es befanden sich noch etwa 350 Personen im Hotel.

Aufnahmen auf Twitter zeigten die Verwüstung in der Hotellobby:

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Laut Betreiber im Internet war der Aquadom im Sea Life „das größte zylindrische freistehende Aquarium der Welt“, eine Attraktion in Berlin, die vielen Touristen bekannt ist. Es war ein 16 Meter hoher Acrylglasbehälter mit einem Durchmesser von 11,5 Metern. Besucher konnten mit einem Aufzug in das Aquarium fahren.

Im Aquarium lebten etwa 1.500 Fische aus über 100 verschiedenen Arten. Das Aquarium war mit einer Million Liter Salzwasser gefüllt. Das wären 1000 Kubikmeter Wasser mit einem Gewicht von 1000 Tonnen. Bis zum Sommer 2020 wurde das Aquarium den Angaben zufolge stark modernisiert.

Foto aus dem Inneren des Hotels

Foto aus dem Inneren des Hotels

Quelle: Welt

AquaDom vor der Zerstörung

AquaDom vor der Zerstörung

Quelle: pa/dpa/Annette Riedl

Im Modernisierungsprospekt hieß es, dass die Siegel des 2004 eröffneten Aquadome nach 15 Jahren erneuert werden müssen. Es sei eine „Weltneuheit“ gewesen: „eine speziell für diesen Zweck entwickelte Doppeldichtung, die besonders langlebig ist“.

Die Becken der Unterwasserwelt Sea Life in unmittelbarer Nähe des Aquadome werden nun auf Schäden untersucht. Sealife besteht aus verschiedenen Aquarien und Aquarien im Erdgeschoss auf der anderen Seite des Gebäudes. Der Tunnel ermöglicht es den Besuchern, durch ein großes Aquarium mit Haien und Rochen zu gehen.

Professor für Statik: Keine TÜV-Prüfungen für ein Riesenaquarium

Laut Statik-Professor Jens Schneider von der TU Darmstadt wurde das Aquarium nicht regelmäßig einer TÜV-ähnlichen Prüfung unterzogen. Schneider ist Experte für große Glaskonstruktionen und kennt das inzwischen eingestürzte Riesenaquarium. Vor dem Bau müsste die Bauausführung inklusive statischer Berechnungen behördlich genehmigt werden. Allerdings gebe es kein standardisiertes regelmäßiges Prüfverfahren, wie es bei Aufzügen der Fall sei, sagte Schneider auf Nachfrage. Ob es eine individuelle Vereinbarung mit der Bauaufsichtsbehörde gibt, ist ihm nicht bekannt.

Dr.-Ing. Schneider liefert keine voreilige Erklärung. „Ich habe noch keine konkrete Vermutung“, sagte Schneider. Er selbst war vom Einsturz des Riesenaquariums überrascht.

Das Problem bei solchen Konstruktionen sei der ständige enorme Wasserdruck auf der dicken Plexiglaskonstruktion, so der Experte. Die einzelnen Elemente werden durch ein spezielles Klebeschweißverfahren verbunden. Alterungsprozesse, wie z. B. Materialversprödung, können zu strukturellen Einbrüchen führen. Darüber hinaus sind Temperaturschwankungen oder Oberflächenmikrorisse als Auslöser vorstellbar.

„Grundsätzlich können auch Mikrodefekte, beispielsweise durch Reinigungsarbeiten, eine Rolle spielen“, sagt der Experte. Es sei üblich, dass solch große Aquarien, Unterwasserwelten oder durchsichtige Pools aus Plexiglas statt aus dem viel schwereren Mineralglas gebaut würden, sagt Schneider. Mit herkömmlichem Glas wäre eine makellose Durchsichtigkeit der gesamten Konstruktion nicht möglich.

Peta will Strafanzeige stellen

Die Tierschutzorganisation Peta will rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen einleiten. „Wir werden Strafanzeige gegen die Verantwortlichen stellen, weil mit rund 1.500 Fischen offensichtlich sorglos umgegangen wurde“, sagte der Sprecher der Organisation. Die Zerstörung des Aquariums sei eine “riesige, von Menschen verursachte Tragödie”. Er muss nicht erneuert werden.

Die bei der Explosion freigesetzten Wassermassen wirkten sich auch auf das DDR-Museum aus. Das Museum befindet sich unter einem Gebäudekomplex am Ufer der Spree. „Eine Million Liter Salzwasser erreichten uns in der Ausstellung“, sagte Museumsdirektor Gordon Freiherr von Godin.

Mehrere Räume waren betroffen, darunter Exponate und Möbel. Die Ausstellungsfläche beträgt etwa 1.200 Quadratmeter, und nach seiner Schätzung waren etwa 300 bis 400 Quadratmeter von Wasser betroffen. Keiner wurde verletzt.



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