
Die Kassenärzte haben den Schritt bereits angekündigt, jetzt wird er umgesetzt: Ab Montag organisiert die KV Berlin keine Krankentransporte mehr über die Rufservicenummer. Darüber gibt es im Berliner Senat einen Streit.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin verzichtet ab Montag auf die Organisation von Krankentransporten. Das bedeutet insbesondere, dass Berlinerinnen und Berliner keine Nothilfe mehr über die Nummer 116 117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst anfordern können. Das gab der KV Berlin im Laufe der Woche bekannt.
Als Grund wird die „besonders belastende Situation“ in der Bereitschaftsleitstelle genannt. „Mediation ist eine Dienstleistung für Versicherungsnehmer, die die KV Berlin in den letzten Jahren freiwillig übernommen hat“, schreibt der Verband. Allerdings hat die Zahl der Plätze in letzter Zeit stark zugenommen, und der organisatorische Aufwand ist zu groß. Nach Angaben der KV sind etwa 17.000 der insgesamt rund eine Million Krankentransporte pro Jahr in Berlin betroffen.
Wie die KV mitteilt, müssen sich Versicherte, die einen rechtzeitigen Krankentransport benötigen und diesen aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst organisieren können, der Feuerwehr Berlin stellen. Dies müsste erfolgen, wenn kein Unternehmen für den Transport der Patienten gefunden werde, hieß es in der Mitteilung.
KV kritisiert den Hinweis auf die Überlastung vor Weihnachten. „Leider ist die Entscheidung bis heute nicht gefallen, obwohl nach unseren Informationen sehr gute Lösungen auf dem Tisch liegen“, schreibt KV. Ende Dezember und im Januar gab es nämlich Gespräche über die Zukunft des Krankentransports in Berlin, an denen neben dem KV auch humanitäre Organisationen, die Feuerwehr und zwei Senatsverwaltungen für Inneres und Gesundheit beteiligt waren.
Allerdings debattieren Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) über die Verantwortung, wie Briefe beim rbb zeigen. So befürchtet Gote, dass der KV, der den Transport “unkontrolliert” stoppe, den ohnehin überlasteten Berliner Rettungsdienst zum Transport von Patienten rufen würde, also der Notruf 112 angerufen werde. Dies “muss unbedingt verhindert werden”, schreibt Gote und wirft Spranger vor nicht genug tun, um Lösungen zu finden.
Spranger kontert, dass sie sehr an einer „schnellen und nachhaltigen Lösung“ für den Betrieb des Krankentransportes interessiert sei – ihr Haus aber schlichtweg nicht für den Betrieb der Krankentransportleitstelle zuständig sei. Private Transportunternehmen und Kostenträger wie Krankenkassen müssten dies selbst organisieren. Die Berliner Feuerwehr müsse nur eingreifen, wenn private Unternehmen “Patienten nicht transportieren wollen oder können”. Andernfalls müssten sich die Versicherten selbst nach einem geeigneten Transportunternehmen umsehen.
Der Berliner Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat derweil angeboten, eine neue Leitstelle einzurichten, um gemeinsam mit anderen Organisationen Krankentransporte zu organisieren – allerdings gegen Entgelt. Übernimmt das DRK die Koordination solcher Fahrten, rechnet Sprecher Karsten Hintzmann damit, dass in der Hauptsendezeit von 6 bis 22 Uhr sechs bis acht Mitarbeiter telefonisch erreichbar sind. Ein konkretes Budget wollte Hintzmann nicht nennen.
Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 30.01.2023, 10 Uhr