
Stuttgart (dpa/lsw) – Sirenen heulen, Handys in Alarmbereitschaft: Nach einer erheblichen Panne am ersten bundesweiten Warntag vor zwei Jahren wurde in Baden-Württemberg unter anderem mit Sirenenalarm geprobt. Neben Sirenengeheul wurden am Donnerstag um 11 Uhr auch Warn-Apps wie Nina oder CatWarn aufs Handy geschickt.
Beim bundesweiten Warntag testet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, wie gut die technische Infrastruktur funktioniert. Zum ersten Mal wurden Warnungen über Mobiltelefone über Mobilfunksysteme ausgestrahlt. Die Entwarnung kam pünktlich um 11:45 Uhr. Ob der Prozess wie 2020 fehlerhaft war, blieb zunächst unklar.
Bei „Cell Broadcast“ geht eine Benachrichtigung an jedes Handy mit Empfang zu dieser Zeit. Netzbetreiber unter anderem in Japan und den USA versenden seit Jahren Nachrichten per Cell Broadcast. Aus Sicht von Vodafone war der erste Test des neuen Katastrophenwarnsystems in Deutschland ein „voller Erfolg“. Das Unternehmen teilte mit: „Wir werden nun alle Erkenntnisse ab dem Tag der Abmahnung auswerten und darauf aufbauend das neue Warnsystem bis zum Regelbetrieb 2023 optimieren. Danach werden auch ältere Endgeräte als heute in das Warnsystem aufgenommen, darunter auch die.“ erste Testwarnung.”
Auch über Radio und Fernsehen sowie Warn-Apps wie Nina soll es am Donnerstag Warnungen geben. Die Warnung sollte auch auf Informationstafeln in der Stadt lesbar sein.
Allerdings war schon am zweiten Warntag klar, dass viele Sirenen schweigen würden. Großstädte wie Freiburg verzichten bewusst auf Sirenentests, andere Gemeinden haben einige Sirenen, die nicht mehr funktionieren. Auch Heidelberg, Stuttgart und Göppingen hatten bereits angekündigt, keine Sirenen zuzulassen.
Wie wichtig Warnungen in Notfällen sein können, hat sich bei der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf tragische Weise gezeigt. Damals wurden einige Menschen nicht vor der Flut gewarnt. Mal kam die Evakuierung zu spät, mal weigerten sich Anwohner, ihre Häuser zu verlassen, weil sie das Ausmaß der Katastrophe unterschätzten.
Allerdings ist das Sirenensystem in Baden-Württemberg noch sehr lückenhaft. Vielerorts wurden die Bäume nach dem Ende des Kalten Krieges zerstört, weil man glaubte, sie würden nicht mehr benötigt. Inzwischen hat ein spätes Umdenken stattgefunden. Zwar unterstützt der Bund die Länder finanziell bei der Installation neuer Sirenen und der Modernisierung alter Sirenen, aber nach Angaben der baden-württembergischen Kommunen reichen die Mittel nicht aus. 11,6 Millionen Euro wurden Südwest zur Verfügung gestellt.
Am 10. September 2020, dem ersten bundesweiten Warntag, ist viel schief gelaufen. Unter anderem kamen Meldungen der Warn-Apps Nina und CatWarn erst mit einer halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Hätte es tatsächlich einen Notfall gegeben, hätten viele Bürger das nicht bemerkt. Das Bundesinnenministerium bezeichnete den Testalarm daher als „nicht bestanden“.
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